Wie werden die Edelsteine im Schmuck „befestigt“?

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Eine kleine Fachkunde : Fassen

Oft fragen Kunden uns, wie eigentlich die Edelsteine im Schmuck befestigt sind. Ist da Klebstoff im Spiel? Aber nein! Das Edelsteinfassen ist eine hohe Kunst, die sogar einen eigenen Beruf ausmacht. Viele Goldschmiedewerkstätten geben diese Arbeit ab, da das die Sache des Spezialisten ist. Wir hier in unserem Atelier fassen die Steine selbst und für andere Kollegen. Jeder Edelstein wird mit dem Edelmetall gehalten, aus dem der Schmuck gefertigt wurde. Das Metall ist ja verformbar und deshalb kann man es quasi „über den Stein biegen“ – im ganz kleinen Maßstab natürlich.

Nun – es gibt da verschiedene Arten des Schmuckstein- und Juwelenfassens. Hier möchte ich erst einmal auf das bezaubernde Glitzern eingehen, das man so bei Juwelenschmuck bewundert.

Geometrische Ohrstecker
Ohrstecker in 750/000 Weißgold mit Brillanten

Diese Art des Fassens nennt man „Verschnittfassen“ oder „Pavé“. Der Begriff kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „Steine dicht an dicht pflastern“. Dabei werden auf einer Fläche so viele Steine so dicht wie möglich gefasst. Als Vorarbeit muss man die Fläche einteilen und für jeden einzelnen Stein ein passendes „Bett“ vorbereiten. Das ist eine konische Vertiefung, in die der Stein genau hineinpassen muss. Dann schneidet der Fasser mit einem Stichel um jedes Loch möglichst viel Metall weg (daher der Begriff: „Verschnitt“) und lässt nur kleine Griffe stehen. Der Stein wird dann hineingesetzt und die Griffe darüber gebogen. Jetzt kann der  Stein schon nicht mehr herausfallen. Aber Vorsicht: hier ist auch der gefährliche Handgriff – denn der Stein darf nicht zu viel Druck bekommen, um nicht beschädigt zu werden. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt!!

Jetzt ist die Arbeit aber noch nicht getan, denn die Griffe sind noch rauh und würden kratzen. Daher muss man jeden Griff noch mit einem speziellen Werkzeug abrunden (dann nennt man die kleinen Griffe „Körner“) und die noch überstehenden Späne wegschneiden. Je sauberer der Fasser die Steine einteilt und je akkurater die Verschnittlinien sind, desto feiner sieht am Ende das Ergebnis aus.