Was ist eigentlich eine Zargenfassung? – Eine kleine Fachkunde

Veröffentlicht am in Journal

Was ist eine Zargenfassung?

Nun wieder einmal ein Kapitel über die Goldschmiedetechniken. Kunden stellen uns oft die Frage: „Wie halten eigentlich die Steine da im Metall?“

Daher werde ich nun immer wieder mal einen kleinen Beitrag dazu verfassen.

Hier auf dem Bild sind einige Ringe zu sehen, bei denen ganz unterschiedliche Fassertechniken zur Anwendung gekommen sind.

Wenn ein Edelstein rundherum mit Metall gefasst ist, dann spricht man von einer Zarge.

Der Begriff kommt aus dem altnordischen „targa“ und bedeutet kleiner Schild oder Schildrand. Dazu muss der Goldschmied erst einmal eine goldene „Wand“ genau um den Stein entlangführen. Hier auf der Abbildung sehen Sie drei ovale größere Steine, zwei Steine im Navett-Schliff und zwei kleine runde Stein in Zargen. Diese Wandung muss genau passen, sonst wird der Rand  nicht gleichmäßig. Dabei ist es grundsätzlich egal welche Form der Stein hat. Ein Goldschmied muss die Fassung immer für jeden Edelstein neu anfertigen. Meist wird das so gemacht, dass der Rand des Steines noch leicht auf der Wand aufliegt, aber noch genug Material übersteht. Der Fasser fräst jetzt eine „Auflage“ für den Stein und passt den Stein ein, so dass er in die Zarge so weit einsinken kann, dass der Rondist (das ist die scharfe Kante des Edelsteins) unter die Oberkante der Wand zu liegen kommt.

Graphik Zargenfassung
Graphik Zargenfassung

 

 

Die dünne Metallwand, die jetzt übersteht wird über den Edelstein getrieben. Das geht deshalb gut, weil Edelmetall biegsam ist. Aber natürlich muss der Fasser gut aufpassen, dass der Stein nicht zu viel Druck bekommt…. Dann würde er brechen.

Das gleiche Verfahren kann man auch direkt im Metall anwenden. So wie bei dem rotgoldenen Trauring auf dem Bild. Da wird die Auflage, man spricht auch von der „Steinruhe“ direkt aus dem massiven Metall gefräst. Der Stein wird eingelegt und das Metall wieder direkt darüber „getrieben“. Wenn man Metall durch hämmern verändert, dann nennt man das „Treiben“ oder schmieden. Ist erst mal das Metall über der Kante des Steines, dann kann er nicht mehr herausfallen.

Den Wellenring in Weißgold haben wir im Verschnitt gefasst. Den Beitrag dazu finden Sie im Kapitel https://hoefelmaier-gold.de/wie-werden-die-edelsteine-im-schmuck-befestigt/

Warum verliert man dann dennoch manchmal einen Stein? Das kommt daher, dass man – gerade bei Ringen – durch das Tragen eben das Metall im wahrsten Sinne des Wortes „abträgt“. Es wird wirklich über viele Jahre immer dünner. Und es ist ja nicht so viel Metall über der Steinkante. Oder aber man trifft den Stein unglücklich und er bekommt Risse und kann dadurch herausfallen….

Es ist immer ratsam, seine Lieblingsstücke hin und wieder zum Fachmann zu bringen, reinigen und polieren zu lassen und dabei kann man auch den Sitz der Steine kontrollieren lassen.